KKVD: Statement zu den Überlegungen des Zentralinsituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland zur Notfallversorgung

22. 07. 2016
Statement  Ingo  Morell,  stellvertretender  Vorsitzender  Katholischer Krankenhausverband  Deutschlands  (KKVD),  zu  den  Überlegungen  des  Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) zur Notfallversorgung
 

Berlin,  22.7.2016 –  „Statt  Sand  in  die Augen  der  politisch  Verantwortlichen zu  streuen und  die  Steuerungsfunktion  für  sich  zu  beanspruchen,  sollten  die  Kassenärztlichen Vereinigungen  erst  mal  ihre  eigenen  strukturellen  Defizite  ausräumen.  Die  jüngsten Zahlenspiele  des  Zi  schaden  den  Patienten  eher,  als  dass  sie  nutzen  und  nähren  den Verdacht, dass hier undifferenziert Stimmung gegen die Krankenhäuser gemacht werden soll.  Zudem  ist  es  höchst  fraglich,  wie  die  kassenärztlichen  Vereinigungen  ihrem Sicherstellungsauftrag  in  der  ambulanten  Notfallversorgung  gerecht  werden  wollen, wenn  sie  die  komplette  Steuerung  der  Notfallversorgung  für  sich  beanspruchen.  Der kürzlich veröffentlichte AOK-Report zeigt, dass es trotz hoher Arztdichte in Deutschland unterversorgte  Gebiete  gibt,  die  problematisch  sind.  Arztpraxen  wären  demzufolge  in einigen Regionen mit zusätzlichen Patientenströmen überfordert.
 
Vollends  absurd  wird  es,  wenn  das  Beispiel  der  Berliner  KV  Schule  macht  und Krankenhäuser angehalten sind, sich für die Behandlung von Notfällen rechtfertigen zu müssen  oder  den  Patienten  im  Zweifel  wieder  wegzuschicken.  Dies  führt  zu  erheblich mehr  bürokratischem  Aufwand  auf  allen  Seiten,  was  die  Ressourcen  für  eine  gute medizinische Versorgung weiter verknappen wird.
Die  Frage  für  die  Zukunft  wird  es  vielmehr  sein,  wie  wir  angesichts  der  angespannten Finanzsituation  im  GKV-Bereich  insgesamt  eine  hochwertige  Patientenversorgung weiterhin  sicherstellen  können.  Es  wird  künftig  noch  stärker  um  eine  Straffung  von medizinischen  Angeboten  gehen,  wie  sie  viele  Krankenhausträger  im  konfessionellen Bereich  bereits vollzogen  haben.  An  vielen  Orten  kooperieren  wir  erfolgreich  mit niedergelassenen Fachärzten und profitieren gegenseitig von der Infrastruktur wie etwa im  Bereich  der  Röntgenmedizin. Umgekehrt  binden  viele  von  den  Kassenärztlichen Vereinigungen betriebene Bereitschaftsdienstpraxen das ärztliche Personal aus unseren Krankenhäusern  ein.  Es  ist  nicht nachvollziehbar,  ein  funktionierendes  System grundsätzlich in Frage zu stellen. Dies würde negative Auswirkungen auf eine humane und patientennahe Versorgung in Deutschland haben.“