PI: KKVD-Statement zum GKV-Kliniksimulator
Zum GKV-Kliniksimulator erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), Ingo Morell:
Berlin, 09. September 2016
„Mit dem Kliniksimulator hat der GKV-Spitzenverband ein Instrument aus dem Reich von Big Data geschaffen, das einem anonymen Algorithmus folgend völlig eindimensional über die Zukunft der medizinischen Grundversorgung in Deutschland entscheiden soll. Der Versuchsaufbau setzt zudem eine nach subjektivem Ermessen konstruierte Entfernung von 30 Minuten bei schweren Notfällen zum nächsten
Krankenhaus als tolerabel voraus. Auch der öffentliche Nahverkehr spielt in dem Simulator anscheinend keine Rolle. Die realistische und notwendige Versorgungssituation in den Regionen wird bei diesem digitalen Planspiel völlig außer Acht gelassen.
Damit entfernen sich die Krankenkassen immer weiter von einer ganzheitlichen und humanen Sicht auf die Patienten. Wir betrachten diese Entwicklung mit Sorge, die Folgen wären nicht nur schädlich für eine am Patienten orientierte Versorgung, sondern kämen die Gesundheitspolitik auch teuer zu stehen: Regionale Besonderheiten, gewachsene Strukturen in der Spitzenmedizin und Pflege, interdisziplinäre Kooperationen – diese Netze reißt man willfährig ein, wenn man Krankenhausplanung auf dem Reißbrett betreibt. Der Kliniksimulator berücksichtigt beispielsweise nicht Fachabteilungsstrukturen, das medizinische Leistungsportfolio der einzelnen Kliniken oder ob die vorhandenen Kapazitäten eine Schließung benachbarter Kliniken überhaupt auffangen könnten.
Wir fordern die Länder und Krankenkassen deshalb auf, ihrer Verpflichtung nach einer weitsichtigen und nachhaltigen Krankenhausplanung verantwortungsbewusst nachzukommen.“