PI: KKVD-Statement zum GKV-Kliniksimulator

13. 09. 2016

Zum GKV-Kliniksimulator erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), Ingo Morell:

 

Berlin, 09. September 2016

„Mit dem Kliniksimulator hat der GKV-Spitzenverband ein Instrument  aus  dem  Reich  von  Big  Data  geschaffen, das  einem  anonymen  Algorithmus folgend  völlig  eindimensional  über  die  Zukunft  der  medizinischen  Grundversorgung in Deutschland  entscheiden  soll.  Der  Versuchsaufbau  setzt  zudem  eine  nach  subjektivem Ermessen konstruierte Entfernung von 30 Minuten bei schweren Notfällen zum nächsten
Krankenhaus  als  tolerabel  voraus.  Auch  der  öffentliche  Nahverkehr  spielt  in  dem Simulator anscheinend keine Rolle. Die realistische und notwendige Versorgungssituation in den Regionen wird bei diesem digitalen Planspiel völlig außer Acht gelassen. 
Damit  entfernen  sich  die  Krankenkassen  immer  weiter  von  einer  ganzheitlichen  und humanen Sicht auf die Patienten. Wir betrachten diese Entwicklung mit Sorge, die Folgen wären nicht nur schädlich für eine am Patienten orientierte Versorgung, sondern kämen die  Gesundheitspolitik  auch  teuer  zu  stehen:  Regionale  Besonderheiten,  gewachsene Strukturen  in  der  Spitzenmedizin  und  Pflege,  interdisziplinäre  Kooperationen  –  diese Netze  reißt  man  willfährig  ein,  wenn  man  Krankenhausplanung  auf  dem  Reißbrett betreibt.  Der  Kliniksimulator  berücksichtigt  beispielsweise  nicht Fachabteilungsstrukturen,  das  medizinische  Leistungsportfolio  der  einzelnen  Kliniken oder ob die vorhandenen Kapazitäten eine Schließung benachbarter Kliniken überhaupt auffangen könnten.
Wir  fordern  die  Länder und  Krankenkassen  deshalb  auf,  ihrer  Verpflichtung  nach  einer weitsichtigen  und  nachhaltigen  Krankenhausplanung  verantwortungsbewusst nachzukommen.“