Katholische Krankenhäuser legen Positionen zur Bundestagswahl vor

06. 05. 2021

Der Vorstand des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd) hat auf seiner heutigen Sitzung ein Positionspapier zur Bundestagswahl 2021 beschlossen. Unter dem Motto „Menschlich. Innovativ. Freigemeinnützig.“ wirbt der Verband dafür, die Trägervielfalt und freigemeinnützige Akteure zu stärken. Die katholischen Krankenhäuser setzen sich außerdem für eine dezentral strukturierte Kliniklandschaft in Deutschland ein.

 

Ingo Morell, stellvertretender Vorsitzender des kkvd: „Gesundheit ist ein besonderes Gut und das Gemeinwohl muss bei der Gesundheitsversorgung Berücksichtigung finden. Die freigemeinnützigen Krankenhäuser erbringen vielerorts den Beweis, dass nachhaltiges Wirtschaften und Patientenorientierung miteinander vereinbar sind. Gleichzeitig werden hier patientenzentrierte Versorgungskonzepte entwickelt, die heute bereits über die Klinikmauern hinausreichen. Die freigemeinnützige Trägerschaft ist innovativ und sie ist ein Zukunftskonzept.“  

 

Nach der Bundestagswahl am 26. September 2021 wird der Reformdruck im Gesundheitswesen weiter steigen. Ein Grund dafür sind die hohen finanziellen Belastungen der öffentlichen Kassen durch die Pandemie.

 

„Reformen sind nötig und nicht jeder Klinikstandort wird in den kommenden Jahren noch gebraucht. Doch ein radikaler Kahlschlag in der Krankenhauslandschaft hätte fatale Folgen. Die anhaltende Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Ausweich- und Reservekapazitäten in der stationären Versorgung sind. Zudem gilt gerade für ältere, multimorbide Menschen in ländlichen Regionen, dass lange Wege hohe Hürden sind. Aber auch jungen Familien ist eine gute Gesundheitsversorgung in der Nähe wichtig. Daher sollte für alle ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung innerhalb einer Fahrzeit von maximal 30 Minuten wohnortnah erreichbar bleiben. Das sichert die Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse überall im Land“, so Morell.

 

Der kkvd weist in seinen Positionen zudem darauf hin, dass Spezialisierung zur Steigerung der Behandlungsqualität auch in einem Netzwerk mehrerer Krankenhäuser möglich ist. Dafür sollten sich Kliniken intelligent vernetzen und darauf konzentrieren, was jedes Haus besonders gut kann.

 

Morell weiter: „Um die Gesundheitsversorgung der Menschen zukünftig zu sichern, sind Verbünde und regionale Netzwerke die besten Instrumente. Viele katholische Krankenhausträger praktizieren dies bereits und agieren in regionalen Verbundstrukturen mit mehreren Klinikstandorten. So werden Doppelkapazitäten reduziert. Und die Reform der Krankenhauslandschaft kommt dann ohne teure Investitionen für neue Zentraleinheiten aus.“

 

Nach Berechnungen des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung wären für eine Zentralisierung der Klinikstruktur vergleichbar zu Dänemark Neuinvestitionen von geschätzt 80 Milliarden Euro erforderlich.

 

„Die Reform der Krankenhausfinanzierung ist eine weitere wichtige Baustelle. Gerade Kliniken in ländlichen Regionen geraten aufgrund geringerer Fallzahlen immer mehr in finanzielle Schieflagen, auch wenn sie für die Versorgung vor Ort bedarfsnotwendig sind. Daher muss das Fallpauschalen-System um Vorhalteerstattungen für Personal und Infrastruktur ergänzt werden, die unabhängig von Leistungsmengen finanziert werden“, so Ingo Morell.

 

Außerdem fordert der kkvd, dass Pflegefachkräfte künftig eigenverantwortlich heilkundliche Tätigkeiten ausüben dürfen. Auch muss die Akademisierung des Pflegeberufs gestärkt werden. Neue Personalmindestvorgaben in der Psychiatrie und Psychosomatik sollten moderne Versorgungsformen und den dafür erforderlichen Mix an Qualifikationen berücksichtigen. 

 

„Die Pflege ist ein systemrelevanter Beruf, für den dringend bessere Arbeitsbedingungen und Zukunftsperspektiven nötig sind. Nur dann gelingt es, mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Wichtig ist eine Personalbemessung, die wissenschaftlich fundiert ist und sich am Bedarf der Patientinnen und Patienten orientiert. Wichtig ist auch, dass die Pflegekräfte von übermäßiger Bürokratie entlastet werden, die vor allem aus kleinteiligen Nachweispflichten resultiert. Nicht nur in der Pflege, sondern auch in der Psychiatrie und Psychosomatik ist die ausufernde Bürokratie ein großes Problem. Dadurch geht viel Zeit für die Patientinnen und Patienten verloren. Verantwortlich dafür sind beispielsweise die Dokumentationspflichten für die Personalmindestvorgaben. Es ist unerlässlich, dass diese Mindestvorgaben, ihre Nachweispflichten und Sanktionen zeitnah überarbeitet werden“, erklärt Morell abschließend. 

 

Bild zur Meldung: Ingo Morell, Stv. Vorsitzender kkvd; Foto: kkvd/Jens Jeske